Die Damen warten

Sibylle Berg

Wie reizend! Zum Internationalen Frauentag lädt die Regierung alle Frauen ab einem gewissen Alter als Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz in Beruf und Familie zu einem kostenlosen Wellness-Tag ein. Und so treffen in Sibylle Bergs Theaterstück Die Damen warten vier-Frauen um die Fünfzig in einer obskuren Wohlfühl-Oase aufeinander. Die Lebenswege und -entwürfe der Damen könnten unterschiedlicher nicht sein: Frau Merz-Dulschmann, verheiratete Hausfrau und Mutter („Ich genieße die Freiheit, die das Leben theoretisch für mich bereithält“). Frau Luhmann, Angestellte und alleinerziehende Mutter („Warum habe ich das Gefühl, eine unsichtbare Wurst zu sein?“). Frau Töss, Anwältin und ewige Geliebte („Heinz …, so heißen sie alle, und alle sind sie verheiratet“). Frau Grau, Gerichtsmedizinerin und überzeugte kinderlose Singlefrau („Ich glaube, die meisten Frauen stellen nur Kinder her, damit sie in ihrer Wohnung nicht dauernd mit dem Feuerlöscher verwechselt werden“). Umsorgt und verwöhnt werden die Damen von Horst („Ich bin heute nur für Sie da“), der neben kosmetischen Behandlungen und Massagen noch ein umfangreiches Repertoire frauenfeindlicher Zitate auf Lager hat („Wenn Frauen nicht mehr wissen, was sie tun sollen, ziehen sie sich aus, und das ist wahrscheinlich das Beste, was Frauen tun können“). So unterschiedlich die Lebensentwürfe der Frauen sein mögen – zwischen Schokowickeln und Epilation, Algenbad und Wechseljahregymnastik stellen sie bald fest, dass eines sie eint: Sie alle halten das Räderwerk einer Gesellschaft am Laufen, in der nach den Regeln und Vorstellungen der Männer gespielt wird: Bei der Besetzung von Führungspositionen werden die Frauen übergangen, sie dienen den Männern als Lustobjekt, das mit fortschreitendem Alter schlicht uninteressant wird, Kindererziehung bleibt Frauensache, weil die Männer ohnehin besser verdienen und und und …

Die Damen sind sich all dessen bewusst, haben aber gleichzeitig Tausende von Jahren Patriarchat verinnerlicht. So balancieren sie auf dem schmalen Grat zwischen Unterwerfung und Aufbegehren, oszillieren zwischen Stutenbissigkeit und zynischer Selbstreflexion, wollen die Folgsamste und Schönste sein und träumen dabei vom Sitz in den Vorstandsetagen. Und erst in letzter Minute bemerken sie, dass hinter der Einladung der Regierung zum Wellness-Tag ein perfider, weltumspannender Plan steckt. Schelmin, die Böses dabei denkt, dass in Berlin der 8. März nun ein Feiertag ist.

Wenn Frauen nicht mehr wissen, was sie tun sollen, ziehen sie sich aus

~ Horst

Mitwirkende

Ulrike Auras
Ulrike Auras

Schauspiel

Daniel Kupp
Daniel Kupp

Schauspiel

Isabell Schlicht

Schauspiel & musikalische Leitung

Antje Wabnitz
Antje Wabnitz

Schauspiel

Barbara Wankerl
Barbara Wankerl

Schauspiel

Cornelia Kühnel
Cornelia Kühnel

Licht und Bühne

Anton Demarczyk

Technik und Visuals

Anna-Verena Ruth
Anna-Verena Ruth

Kostüme

Christian Auras

Regie